Fehmarn Frühjahr 2014

Camping – Sie haben es wieder getan….


1. Tag – Freitag

Ich mache mittags pünktlich Feierabend, um rechtzeitig zu Hause zu sein. Meine lieben Kolleg/innen wünschen mir zahlreich einen schönen Insel-Trip. Ich bin sicher, den werden wir haben. Mit einem fetten Grinsen im Gesicht bin ich auf dem Weg zum Hauptbahnhof.
Ein vorbeiziehender Bettler deutet dies anscheinend falsch, kommt mir auf Krücken gestützt entgegen getorkelt und schnorrt mich an. „Biiiiiiiiete, daaanke.“. Ich schüttele nur den Kopf und setze meinen Weg fort. Der Krückenakrobat ist nämlich einer von denen, die ich ab und an früh morgens in Grüppchen „zur Arbeit gehen“ sehe. Nur, dass die Kameraden dann noch ihre Krücken über der Schulter tragen…

Die Bahn fährt –natürlich- verspätet ab. Da ich aber gut in der Zeit bin, macht mir das nichts aus.. Eine mitreisende Dame sieht das hingegen völlig anders. Ich kenne diese nervige Person schon von anderen Fahrten. Ein bezeichnendes Merkmal von ihr liegt in ihrem lauten Telefonieren mit Gott und die Welt – scheiß auf die Mitreisenden.
Ein anderer Fahrgast bat sie neulich einmal um einen leiseren Gesprächston mit dem Hinweis, dass er ihr ja auch nicht laut aus seiner Zeitung vorlesen würde. Seine Zivilcourage wurde mit einer Schimpftirade sondergleichen belohnt, die den wahren Charakter dieser „Dame“ gut wiedergab. Im Laufe der Fahrt kommt der Zugbegleiter zur Fahrkartenkontrolle. Schwitzend und keuchend kämpft er sich durch die Gänge. Ich komme mir augenblicklich unfassbar schlank vor. Wahnsinn. Ich bin mir nicht sicher, aber ich meine, zwei seiner Kollegen in seiner Umlaufbahn kreisen zu sehen…..
Ich zücke meine Fahrkarte und bin schon auf das Zusammentreffen von ihm und dieser nervigen Ziege gespannt. Aber – soweit kommt es gar nicht. Er geht nur bis zur Mitte des Waggons und – dreht wieder um. Die Gewitterziege scheint auch ziemlich enttäuscht, ja geradezu beleidigt zu sein, da sie ihre objektive Meinung über den öffentlichen Nahverkehr nicht an den Mann bringen konnte. Dumm ist unser Zugbegleiter anscheinend nicht…

Am Bahnhof angekommen gehe ich nach Hause. Ich bin heute super entspannt.
Warum?
Weil wir heute mit einem Auto nach Fehmarn fahren. Heike und Peter haben uns angeboten unseren Wagen stehen zu lassen und uns mit zu nehmen. So kann ich mir heute sicher sein, dass meine holde Gattin nicht wieder für die nächste Sintflut gepackt hat. Bei unserem letzten Camping-Trip hätten wir für mehrere Wochen von der Außenwelt abgeschnitten sein können. Dank der mitgenommenen Getränkevorräte hätten wir locker überlebt. Selbst Heike und Peter haben Martina an den Tagen vor der Fahrt das eine oder andere Mal darauf hingewiesen, dass es auch in den Eingeborenensiedlungen auf Fehmarn sogenannte Geschäfte gibt, in denen man fast alles kaufen könne. Selbst in Flaschen abgefüllte Flüssigkeiten sollen dort erhältlich sein. J
Hihi, die Nummer wird meiner Liebsten ein Leben lang nachhängen.

Zu Hause hat Martina schon ganze Arbeit geleistet. Die Sachen sind gepackt und die Wohnung auf Vordermann gebracht. Als Lea kommt, essen wir noch eine Kleinigkeit. Ein paar Minuten haben wir noch, bis Heike uns zur Abfahrt ruft. Ich schnappe mir noch schnell meine Gitarre und klimpere ein wenig herum. Lange habe ich überlegt, ob ich sie irgendwie unauffällig mitnehmen kann. Leider haben Gitarren nicht gerade das, was man ein gutes Packformat nennt. Also muss ich sie schweren Herzens zu Hause lassen. Während ich vor mich hin spiele klingelt auch schon das Telefon – Heike ruft an. Abfahrt!
Als meine Frau mir wiederholt zu verstehen gibt, ich möge mich nun endlich von der Gitarre trennen, gebe ich nach und wir bringen unsere Habseligkeiten nach unten.
Leichtsinnigerweise hat Heike zu Martina gesagt, dass man das Gepäck ja gut im Wohnwagen unterbekommt und sie sich daher nicht groß einschränken muss. Es ist schier unfassbar was wir mit auf die Reise nehmen – wir haben ja schließlich nur zwei Übernachtungen vor uns. Abgesehen von dem Bettzeug und den Handtüchern, die schon ordentlich Platz beanspruchen, hat sich meine Frau nun auch noch mit eigenen Campingbedarfsartikeln ausgestattet. Sie möchte diesen Vorrat an „nützlichen“ und bunten Tassen, Brettchen und Co auch zukünftig gerne weiter aufstocken. Zugegebenermaßen ist die im Wohnwagen befindliche Geschirrausstattung zum Teil im vorgefundenen Zustand nur mit einer Extradosis Penizillin zu gebrauchen – aber muss das denn wirklich sein?
Meine Frau sagt ja.
Und was mache ich als treusorgender Ehegatte und Vater?
Der eine oder andere wird es schon kennen:
Genau.
Klappe halten, innerlich sterben und gewähren lassen. J

Der Wohnwagen und der Bulli stehen schon in der Straße bereit. Die Sachen werden schnell verstaut und los geht’s.

Ich bin tief von Heike beeindruckt, die das Gespann ohne mit der Wimper zu zucken durch die Straßen lenkt. Ich hätte Muff.
Als wir über die Autobahnbrücke fahren und die Fahrbahn in Richtung Lübeck einsehen können, stellen wir freudig fest, dass der Verkehr entspannt vor sich hin fließt. Vor ein, zwei Stunden gab es noch die eine oder andere Verkehrsmeldung. Aber jetzt scheint alles ruhig zu sein. Heike beschleunigt und stellt unterwegs fest, dass sie gar nicht immer daran denkt, dass sie ja einen Wohnwagen angekoppelt hat….  – Also runter von der linken Spur und Gas etwas zurück und somit verlassen wir das Heck des vor uns fahrenden Porsches. Andererseits – Von zu Hause -> Lübeck in 15 Minuten ist gar nicht mal schlecht, Heike J. Als wir kurz vor Lübeck sind schreibe ich Peter eine Nachricht. Er teilt mir mit, dass ich mich noch einmal melden solle, wenn wir auf die A20 abbiegen. Ich schlage Heike vor, dass ich ihm ja gleich antworten könne, denn bei unserer Geschwindigkeit kann Peter sich ja eigentlich schon mal Feierabend-bereit machen. Heike hält die Idee jedoch für nicht so gut und meint, wir sollten Peter mal nicht beunruhigen. Recht hat sie.

Nach einem kurzen Stopp bei Peters Firma samt Fahrerwechsel geht die kurzweilige Fahrt weiter. Ich frage Peter noch, ob er die Technik für unser Public-Viewing dabei hat. Vor kurzem war die Idee entstanden, dass erste Deutschlandspiel bei der WM zusammen mit den Nachbarn im Garten anzuschauen. Für ein einzigartiges Fußballerlebnis sollten Peters Laptop samt DVBT-Antenne, sein Beamer und ein gespanntes Bettlaken als Leinwand sorgen. Auf Fehmarn wollen wir die Generalprobe machen und das Konstrukt einmal im Vorzelt aufbauen – doch dazu später mehr.

Wir kommen beim Campingplatz an und – same procedure as every year – melden uns an. Ich bekomme den Schlüssel und das berühmte Übernahmeprotokoll ausgehändigt (Juhu, mal wieder Inventur), mache noch den Termin für die Abnahme am Sonntag und schon sind wir auf dem Weg zu unseren Platz. Unsere Stellplätze liegen idealerweise direkt nebeneinander.

Die Kinder steigen aus und sind kurze Zeit später nicht mehr zu sehen – für sie hat das offizielle Wochenende bereits begonnen. Wir anderen räumen aus und ein, bauen auf, zählen Geschirr….. und machen es uns häuslich. Unser Wohnwagen hat diesmal eine schöne Aufteilung. Beim Eintreten befindet sich auf der linken Seite das Kinderdoppelbett mit einer kleinen Sitzecke und Tisch (den wir erst einmal gleich ins Vorzelt verfrachtet haben, um mehr Platz zu haben), dann folgt die Küchenzeile mit der gegenüberliegenden Essecke, dann der Elternschlafbereich samt „Bad“ und WC. Normalerweise habe ich immer an der Außenwand zugewandten Seite geschlafen. Diesmal entschließe ich mich die „Gangseite“ des Bettes zu nehmen, damit ich mich ein bisschen besser ausstrecken kann. Eine kluge Entscheidung, wie sich später noch herausstellen sollte.

Auch Heike und Peter sind bereits mit ihrem Aufbau schnell und routiniert fertig geworden. Die Markise ist gespannt und Tisch + Stühle stehen auch schon draußen.

Wir sammeln die Mädels ein und gehen eine Runde um den Platz. Bei der Gelegenheit geben wir gleich noch unser Übernahmeprotokoll ab. Wir schauen beim Haupthaus liegenden Zelt vorbei, erahnend, dass hier bestimmt alles für Public-Viewing hergerichtet ist. Und tatsächlich – Großleinwände sind im Zelt vorhanden, welches aber gerade von einer Gruppe Eingeborener missbraucht wird, die sich mit gelben T-Shirts darin und darum tummeln, mit der Aufschrift „Kein Tunnel für Fehmarn“. Tunnel? Wieso Tunnel? Die ham doch ne Brücke!
Eine junge Dame besteigt die Bühne mit samt ihrer Gitarre. Eine schöne Gitarre übrigens, wie mir sogleich auffällt….  Ob ich die irgendwie… hmmm, nein, lassen wir das lieber.
Sie versucht gegen die wild schwatzende Meute gegen an zu reden und fordert etwas Ruhe für ihr Liedgut ein, bleibt jedoch ungehört. Den Einheimischen zum Trotz singt sie tapfer gegen das vorherrschende Gequatsche an. Ganz vorne dabei sind hier zwei Unikate, ihres Zeichens Surflehrer, wie Heike und Peter zu berichten wissen. Die beiden Zausel sind nicht zu überhören. Aus vollbärtigen Mündern wird gelacht, dass sich die Zeltplanen biegen. Die Beiden sehen so aus, als hätten sie eine Menge zu erzählen.

Wir gehen weiter zur gegenüberliegenden Surfschule und schauen den Surfern und Kitern eine Weile zu. Heute ist noch tüchtig Wind, so dass die Geübteren unter den Wassersportlern auf ihre Kosten kommen. Die Anfänger unter ihnen stellen teilweise schmerzhaft fest, dass es ziemlich weh tun kann, wenn man beim Versuch einer Halse auf sein Equipment knallt. Lustig sieht´s aber schon aus.

Bei uns stellt sich der Hunger ein. Vorausschauend haben wir beim örtlichen Italiener in Burg einen Tisch reserviert. Per E-Mail hatten wir von zu Hause die Reservierung gemacht. Es kam auch prompt die Antwort: „Kaine Problem. Danke fur.“
Als wir uns auf den Weg machen sind wir gespannt, ob heute wirklich mit uns dort gerechnet wird…
Dank seines guten Orientierungssinns kutschiert uns Peter schnell und auf indirektem Wege zum Ziel. J In Burg weisen einige Schilder auf den stattfindenden Jahrmarkt hin. Vanessa und Lea beschließen – da müssen wir hin. Uns hängt jedoch der Magen langsam durch und so werden die Beiden auf morgen vertröstet.

Das „Il Gambero Rosso“, die „Rote Garnele“ , ist klein, heimelig und urig. Bei unseren vorherigen Besuchen konnten wir uns schon über die leckere Küche freuen. Auch das junge Personal ist wieder sehr nett und zuvorkommend. Zunächst werden Antipasti geordert. Ich für meinen Teil, der als sehr krüsch gilt, klinke mich bei der Bestellung aus. Eingelegtes Gemüse zählte noch nie zu meinen Favoriten. Ich wurde dann aber eines besseren belehrt. Serviert wurden nämlich in der Hauptsache verschiedene Wurst-, Schinken- und Käsesorten mit ein bisschen Gemüse dabei. Die verschiedenen Dinge waren toll gewürzt und schmeckten sehr gut. Bis es jedoch soweit war, vergingen gefühlte 5 Stunden. Die Kinder wurden immer zappeliger und Heike wollte vor Hunger schon in die Auslegware beißen. Die bestellten Gerichte entschädigten uns dann jedoch für die lange Wartezeit. Alles schmeckte hervorragend und wir werden sicher bei unseren nächsten Abstecher auf die Insel hier wieder einkehren.

Die Zeit näherte sich nun langsam des Anpfiffs von den Niederlanden gegen den amtierenden Weltmeister Spanien. Auf dem Campingplatz zurückgekehrt bauten wir im Vorzelt unser Public Viewing auf: Laptop mit Beamer verbinden, Bettlaken an der Vorzeltwand fixieren und DVBT-Antenne in Stellung bringen. So einfach sollte es sein.
Womit wir nicht gerechnet haben, ist der miserable DVBT-Empfang auf der Insel. Zunächst wollte es so gar nicht funktionieren, da kein ausreichendes Signal vorhanden war. Peter kam dann mit der Axt um die Ecke gebogen. Zuerst dachte ich, er wolle seine angestaute Wut über die Übertragungsschwierigkeiten nun final auf den Beamer und den Laptop konzentrieren, aber nein: Ein metallener Untergrund für die DVBT-Antenne sollte nun Besserung bringen. Als wir die Axt-Antenne dann noch auf den Wäscheständer positionierten, hatten wir Empfang. Das Signal brach immer mal wieder ab und Peter spazierte öfter mit dem Wäscheständer in der Hand umher, um eine bessere Position zu finden. War auch ein lustiges Bild, aber ich muss seinen vorbildlichen Einsatz loben!
Letztendlich hatten wir aber immer dann wieder ein Bild, um den Torreigen, der sich über Spanien ergoss, sehen zu können. Den amtierenden Weltmeister wurden so dermaßen die Hosen ausgezogen, dass sich die Gauchos wohl in ihrer Heimat so einiges werden anhören dürfen.

Nach dem Spiel war definitiv die Bettschwere erreicht und wir zogen uns alle in unsere Mobilheime zurück. Im Praxistest unseres Bettes stellte sich heraus, dass meine (äußere) Matratze ein leichtes Gefälle Richtung Martina aufwies. Martina fand sich dann im Laufe der Nacht eingekeilt zwischen Außenwand und ihrem schnarchenden Partner gefangen und zur Bewegungslosigkeit verdammt auf ihrer Seite vor. Da ihr Partner mittlerweile nicht nur den Umfang sondern auch das Gewicht eines Walrosses erreicht hat, bestand auch keinerlei Chance darauf, sich aus der misslichen Lage zu befreien. Hmmmm…, in guten und in schlechten Zeiten, nicht wahr, Schatz?


2. Tag – Samstag


Ich wache gerädert auf. Es ist früh. Etwas orientierungslos strecke ich mich. RUMMS mein Fuß kracht gegen die Trennwand. Ich zucke zurück. BONG mein Kopf stößt gegen die Seitenwand der Toilette, die meinen Schlafbereich eingrenzt.
Jetzt weiß ich wieder wo ich bin….
Ach ja.
Camping.
Toll.

Martina ist ebenfalls wach und guckt mich mit diesen strafenden (und auch sehr müden) „Duuuuuuuuuuuuu!“-Blick an. Ich weiß gar nicht warum. Sie hat bestimmt schlecht geträumt…
Lea hatte letzte Nacht anscheinend auch einige Tagesereignisse zu verarbeiten und hatte das eine oder andere Mal im Schlaf einen Laut von sich gegeben.
Mutter und Tochter halt – oder wie man auch sagt: Wie Lump und Latsch

Wir gehen Duschen und räumen dann die Sachen für das Frühstück heraus. Im Nachbarwohnwagen sind auch bereits Aktivitäten vorhanden und so decken wir draußen unter der Markise den Frühstückstisch. Die Mädels werden zum Brötchen-holen gesandt und wir gönnen uns schon einmal den ersten Kaffee. Das Wetter ist erstaunlich gut – gar nicht, wie es unsere Befürchtungen erwarten ließen. Denn: Wir sind ja schließlich auf der Insel!
Der Bann scheint gebrochen zu sein. Schon bald kehren die Mädels mit den Backerzeugnissen zurück und haben sogar noch etwas Restgeld mitgebracht.
Unser gemeinsames Frühstück draußen ist einfach nur lecker, köstlich, herrlich!

Alle sind satt und die Frauen wollen nach Burg, shoppen, jetzt!
Ihr Wunsch ist uns Befehl und schon geht’s los. Wir flanieren die Shoppingmeile in Burg entlang und kehren natürlich auch noch in dem Cafe´ ein, in dem man aus dem großen Fundus aus Tee- und Kaffeesorten seine Wahl treffen kann. Ein paar Einkäufe später, ja selbstverständlich haben die Damen wieder etwas gefunden – sie sind ja gut trainiert, gehen wir noch über den kleinen Jahrmarkt, der gerade gastiert. Vanessa und Lea wollen zunächst Enten angeln.
Spektakulär.
Es ist schon nicht ganz einfach, diese kleinen Drecksdinger an den Haken zu bekommen, während sie in affenartiger Geschwindigkeit im Kreis herum jagen, als ob gerade die Jagdsaison eröffnet wurde. Als Belohnung erhält man dann für seine Mühen ein hochwertiges Exponat aus Südostasien.
Naja, man kann es sich auch schön reden…
Hauptsache den Beiden gefällt´s.

Interessanter wird es dann tatsächlich beim Autoscooter. Die Beiden preschen, mit Vanessa am Steuer, durch die Gegend. Mit Vollgas (ganz die Mutter) suchen sie sich ihre eigenen Wege (ganz der Vater) und hebeln die Gesetze des Kreisverkehrs aus. Unerschrocken stürzen sie sich in den Gegenverkehr. Die meisten schaffen es auch tatsächlich noch auszuweichen. Andere hatten weniger Glück und wurden mit einem Frontalangriff überrascht. Nach der turbulenten Fahrt haben sie jedoch genug und so wird der zweite, gekaufte Fahrchip einen Jungen vermacht, der sich gerade in der Diskussion mit seiner Mutter befindet, ob er noch eine weitere Runde fahren darf. Ihn freut es – die anderen Mitfahrer auch…

Es wird Zeit, unser Grillgut zu besorgen und so „fahren wir Edeka“. Schnell sind einige leckere Sachen ausgewählt. Als wir uns dem Getränke- und Spirituosenbereich nähern, will Peter ficken.
Ich denke noch: „Was ist los?“, aber dann fällt mir ein, dass ja bereits Heike von den kleinen Schnapsfläschchen berichtet hat, die tatsächlich diesen Namen haben. „Ficken“ nach dem Essen ist doch eine prima Idee.
Mir fallen sofort weitere 1000 Gelegenheiten ein, an denen man das Produkt und den Produktnamen anbringen könnte (z.B. Erst hatte ich im Café eine Latte und dann noch Ficken zum Dessert).
Verdammt!
Marketing funktioniert!
Diese Füchse.

Zurück auf dem Campingplatz packt auch Peter seine Neuerwerbung aus. Er hat sich ein neues Windspiel gegönnt. Hierbei handelt es sich um eine Reihe untereinander angebrachter, bunter Fische, die sich im Wind drehen. Zu seinem Entsetzen stellt er fest, dass er die Reihe noch selbst auffädeln und verknoten muss. Aber, ich bin sicher, auch diese Herausforderung wird er meistern.

Lea und Vanessa wollen –jetzt- zu den Ponys, um zu erkunden, ob heute noch ein Ausritt realisierbar ist. Heike und Martina können leider nicht. Sie haben es sich in der Sonne bequem gemacht, fest entschlossen zu testen, wie lange sie dort regungslos ausharren können. Ein Blick in ihre Gesichter bestätigt, was ich schon erahnt habe – ich werde mich mal dann mit den Beiden auf den Weg machen…  Ich schnappe mir noch schnell den Lenkdrachen, den der Wind ist günstig heute, und los geht´s.

Als wir über den großen Fußballplatz gehen, sehen wir schon von weitem, wie sich gerade eine Reitergruppe formiert. Wie sich herausstellt, macht die Gruppe genau das, was unseren beiden Pferdenärrinnen vorgeschwebt ist – einen Strandausritt. Leider ist das der Letzte an diesem Tag, wie ein Schild zu informieren weiß. Die Laune von Lea und Vanessa driftet in eine gefährliche Richtung ab. Wir gucken der Gruppe noch einen Moment zu und gehen dann wieder zum Fußballfeld. Ich schlage vor, den Drachen steigen zu lassen. Unsere Fehmarnsche Matte fliegt wie Hulle. Als dann auch Lea und Vanessa eine Weile die Lufthoheit übernehmen dürfen, steigt die Stimmung wieder. Die Beiden flitzen los, um ihre heute erstandenen Pocket-Drachen zu holen. Auch Peter findet sich noch auf dem Platz ein und übernimmt ebenfalls einmal die Steuerung unseres Himmelstürmers.
Ganz in der Nähe ist ein Fußballspiel im Gange. Dank einiger Böen, konnte ich auch schon vereinzelte Zuschauer des Spiels zu einer flotteren Gangart bewegen. Aber ich würde auch zur Seite jetten, wenn ein Drache im Sturzflug auf mich zu kommt (und nicht immer jede Kurve kriegt, wie es eigentlich geplant war).

Es wird langsam Zeit den Grill anzuheizen und so packen wir zusammen und gehen zurück zum Wohnwagen. Peters Fische hängen mittlerweile in einer einträchtigen Reihe und bewegen sich leicht zum Wind. Das eine oder andere Mal preist Peter seinen Kauf des Tages an, der die Wertigkeit für Erholung und Entspannung beim bloßen Betrachten ins unermessliche steigert. Ja, Peter, feine Fische!

Martina hat inzwischen festgestellt, dass ´hier irgendwie Wasser läuft´. Ich weise kurz auf die nahe Ostsee hin, ernte aber nur einen Sei-besser-ruhig-Blick.
Nein, bei unserem Wohnwagen läuft anscheinend Wasser heraus. Und tatsächlich. Beim Blick unter unser Mobilheim kann man tatsächlich ein Rinnsal fließen sehen. Es hat sich bereits eine Pfütze gebildet.
So ein Schmodder! „Schmodder“ ist unser neues Lieblingswort, welches wir von unseren erfahrenen Campern lernen durften. „Schmodder“ ist klasse und vielseitig einsetzbar. J
Ich gehe zur Rezeption, um den Wasserschaden zu melden, damit hier für Abhilfe gesorgt werden kann. Mir wird gesagt, dass in ca. 45 Minuten jemand vom Wachdienst vorbeischauen wird.

Pünktlich 1 ½ Stunden später kommt tatsächlich auch jemand vorbei und stellt fest: Da läuft Wasser raus.
Ja, das können wir bestätigen….
Ohne einen Handschlag zu tun, dampft er wieder ab, kündigt aber vorher noch an, dass man sich kümmern würde.
Wir haben in der Zwischenzeit schon gegrillt, ein Vorrundenspiel der WM gesehen, „Ficken“ probiert und Peter mehrmals versichert, dass das wirklich ganz, ganz tolle Fische sind.
Nach einer gefühlten Ewigkeit kommt Hansel Nummer 2. Er macht schon mehr, nämlich ein Foto von der betroffenen Stelle…  Zum Glück kommt er noch selbst auf die Idee, das Wasser vorübergehend abzustellen. Es wird uns die endgültige Mängelbeseitigung am nächsten Tag angekündigt. Schnell weise ich ihn noch darauf hin, dass hier vor 9:00 Uhr niemand aufzuschlagen braucht. Nicht, dass wir wie beim letzten Mal aus den Federn geholt werden, als unsere Heizung nicht funktionieren wollte.
Martina formuliert schon in Gedanken ihr Feedback zum Aufenthalt, welches bestimmt wieder online abgefragt wird. Es sollte doch mit dem Teufel zugehen, wenn nicht wieder ein Gutschein dabei heraus springt!

Nach einem finalen Spaziergang über den Platz und am Wasser entlang verziehen wir uns in unsere Kojen. Was für ein schöner Tag.



3. Tag – Sonntag

In der zweiten Nacht haben wir etwas besser geschlafen und ich wache auf, ohne mir sämtliche Extremitäten zu stoßen. Lea schnorchelt noch vor sich hin. Kein Wunder – ist gestern ja mal wieder spät geworden.

Da wir heute unsere sieben Sachen zusammenpacken und noch alles für die Abnahme auf Vordermann bringen müssen, gehen wir relativ zeitig duschen, bzw. fangen schon einmal grob an zusammenzupacken.

Unser folgendes, gemeinsames Freiluft-Frühstück ist mal wieder lecker und ausgiebig. Während wir in geselliger Runde den Tag beginnen lassen, kommt Techniker Nummer 3 ankutschiert. Zusammen mit seinem Gehilfen rödelt er ein wenig von innen und außen am Wohnwagen an den Leitungen herum, scheint dann aber das Problem in den Griff zu bekommen. Das Ergebnis seines handwerklichen Geschicks interessiert uns nur noch am Rande, da wir uns ja heute leider wieder auf die Socken Richtung Heimat machen müssen. Nach Beendigung unseres reichhaltigen Frühstücks wird zusammengepackt, das Vorzelt gesaugt und alles besenrein für die Abnahme vorbereitet. Wir werden pünktlich fertig und es erscheint – niemand.
Also warten wir.
Und warten…
Als sich nach einer ¾ Stunde niemand blicken lässt, rufe ich im Haupthaus an. Ein netter Herr weiß auch zu berichten, warum sich noch niemand bei uns blicken lässt – der Abnahmetermin wurde anscheinend von seiner Kollegin nicht weitergegeben. Herrlich. Möge der Blitz sie da treffen, wo Gott sie gespalten hat!! Mir wird jedoch versichert, dass sogleich jemand auf den Weg geschickt wird. Und tatsächlich, nach weiteren 10 Minuten hört man das sich nähernde Surren des Elektromobils. Die eigentliche Abnahme erfolgt dann, wie gewohnt, schnell und unkompliziert. So halten wir drei Minuten später den Zettel in der Hand, der uns unsere hinterlegte Kaution wieder übereignet.

Ich gehe mit Peter zum Haupthaus, um mir die Kaution auszahlen zu lassen. Da wir beschlossen haben, bei schönem Wetter den Tag noch auf Fehmarn zu verbringen (und heute ist es wieder schön – wir können es fast nicht glauben), organisiert Peter die Verlängerung der Wohnwagenunterbringung auf dem Platz bis Nachmittags.

Unser heutiges Ziel ist eine Minigolfanlage der besonderen Art, zumindest verspricht dies das Prospekt, in dem wir auf das Ausflugsziel gestoßen sind. Beim Zielort angekommen können wir sagen: Es wird das gehalten, was versprochen wurde.
Der Besucherandrang ist relativ groß, jedoch noch so überschaubar, dass wir uns querbeet an den verschiedenen Stationen vorarbeiten können.
08/15 sucht man hier vergebens. Die zu spielenden Bahnen weisen verschiedene Herausforderungen auf. Wir prügeln unsere Bälle über Kopfsteinpflaster, ungerade Gehwegplatten, Holzbohlen, Wasser (!), Sand und andere Materialien ins Ziel. Durch Wind-und Wassermühlen, Tunnel, Brücken, extremen Steigungen, Irrgärten und selbst auf Flößen und überdimensionalen Surfbrettern dreschen wir auf die Bälle ein, als ob es kein Morgen gibt. Bei allem, was sich durch Gewichtsverteilung beeinflussen lässt, stellt sich Peter als der Geschickteste heraus. Bei mir hingegen rollen die Bälle nur in eine Richtung – in meine nämlich…
Die Zeit vergeht wie im Fluge und wir haben viel Spaß an den witzig gemachten Stationen. Auf der Fahrt zum Amerikaner (Essen fassen!) werden Punkte gezählt.
Heike gewinnt mit Abstand und geht als Minigolfchampion 2014 in die Annalen ein.
Zwei- drei Burger und eine Magenverstimmung später wird es leider langsam Zeit die Heimreise anzutreten.

Wir fahren zurück zum Campingplatz und holen den Wohnwagen. Bei der Ausfahrt steht vor der Schranke ein Wagen. Peter zirkelt den Wohnwagen um ihn herum – er steht dort wirklich ungünstig, was Peter ihn auch gleich wissen lässt: „Am besten immer direkt vor die Schranke stellen, damit hier garantiert auch niemand heraus kommt!!!!“ schallt es zu dem Falschparker herüber.
Dies hat eine sofortige Erwiderung zur Folge: „Meine Kaaarte geht neeeet. Ich sitzeeee hier feeeest.“

Peter unkt: „ Meeeeeeeeeeeene Kaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaarte geeeeeeeeeeht neeeeeeeeeet, meeeeeeeeeene Kaaaaaaaaaaaaarte geeeeeeeeeeeht neeeeeeeeeeeeeet!“ und lacht sich scheckig.
Die dann im schönsten Dialekt formulierten, folgenden Verwünschungen, Pöbeleien und Drohungen gehen jedoch in unserem Gelächter unter.

Auf der Rückfahrt sinnieren wir noch über das schöne Wochenende und sind uns sicher:
Inselfolk sei gewarnt! Wir kommen wieder!

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